Dienstag, 12. Juli 2011

Luxusprobleme....




Tag 165: Ich habe derzeit gravierende Luxusprobleme. Das Wort Luxusprobleme stammt von meinem Philosophielehrer und bezeichnet Probleme, die Jammern auf hohem Niveau entsprechen. Ich hatte noch im Juni Unmengen an existentiellen Problemen, Wohnungsnot, Essensnot, und die sind alle vorüber gegangen. Jetzt habe ich alle akuten Geldprobleme im Griff, eine Wohnung die ich liebe und einen Job, der mir meinen Unterhalt sichert, in dem ich mich ziemlich gut schlage, seit ich nicht mehr mein Bestes versuche zu geben, sondern nur das tue, was mir gesagt wird.

Derzeit frage ich mich wieder, ob ich vielleicht süchtig nach dem Gefühl von Problemen bin und es brauche, damit ich mich sicher und vertraut in meinem Leben fühle. Faktisch läuft nämlich alles super und wird wahrscheinlich auch noch dadurch ergänzt, dass auch noch eine Rolle in einem Theaterstück auf mich zu kommt und dann fehlt mir tatsächlich nur noch der Traummann in meinem Leben! Aber was mache ich? Zum einen rege ich mich über anderer Leute Blogeinträge auf, die eigentlich sowieso gar nichts mit mir zu tun haben, da alles was andere Leute bemängeln können, nichts mit einem selbst, sondern nur mit ihnen zu tun hat und zum anderen mache ich mir schlechte Gefühle dadurch, dass ich mir Sorgen darüber mache, ob ich es schaffen kann, meinen Studienplatz über die Abitubestenquote zu bekommen.

Und das kam so: Ich war mit einer Freundin verabredet, die mir nicht nur Klamotten, sondern auch Essen geschenkt hat und die mir vor ein paar Wochen schon alles zum Thema Studium erklärt hat, was viele meiner Sorgen gelindert hat. Jetzt hat sie mir meinen zu beginn der Woche geäußerten Wunsch nach Klamotten erfüllt, für mich aber auch im Internet recherchiert, wie es sich verhält mit Studienkrediten um die Zeit bis zur Bafög-Zahlung zu überbrücken. Im Allgemeinen braucht es ja ca. 2 Monate bis der Bafögantrag durch und bewilligt ist. Nun geht das Studium Anfang Oktober los und wenn ich bis inklusive September arbeite, benötige ich die erste Bafögzahlung zu Anfang November, was zur Folge hat, dass ich zu Anfang September die Zusage für einen Studienplatz bräuchte.

Nun habe ich gestern recherchiert wie das mit der Vergabe abläuft. 20% der Studienplätze werden nach Abiturbestenquote verteilt, 20% nach Wartesemestern und 60% durch die Hochschulen selbst. Die ersten 20%, die nach Bestenquote, werden bereits voraussichtlich in der zweiten Augustwoche kontaktiert, wenn sie über diesen Weg einen Studienplatz bekommen.

Wer von den Hochschulen direkt ausgewählt wird bekommt in der ersten Runde Anfang September Bescheid, in der zweiten Runde in der dritten bis vierten Septemberwoche und dann ist es mit einem pünktlichen Bafögbezug wahrscheinlich zu spät. Und ich frage mich ob ein Abi von 1,2 bereits ausreicht um über die Abiturbestenquote einen Studienplatz zu bekommen!!!

Das sind Luxusprobleme! So viele Leute müssen zittern überhaupt einen Studienplatz zu bekommen und wo ich gerade dabei bin, komme ich dann doch auch direkt auf die Idee mir zu denken: „Und was wenn die Uni Köln mich aus irgendeinem Grund einfach nicht will?“

Das schiebe ich dann dennoch irgendwie beiseite, weil es völlig irrational ist  und gestern habe ich es durch Joggen gehen beseitigt. Das ist nämlich auch eine Kanalisierung von negativen Gefühlen ohne sie zu verdrängen oder zu unterdrücken. John Grey schreibt, dass die Natur und das Wasser negative Gefühle aufnehmen können. Deshalb hilft nach einen Streit ein Spaziergang so gut. Mir zumindest. Fühlen sich deshalb Menschen, die regelmäßig Sport treiben dann nicht mehr gut, wenn sie es ein paar Tage unterlassen? Wahrscheinlich nicht nur, aber 50 Minuten am Rhein joggen zu gehen bewirkt wahre Wunder in meiner Gefühlslage! Nicht, dass ich das nicht gewusst hätte…Es ist ja allgemein bekannt, dass Joggen Stress abbaut und dafür sorgt, dass man den Kopf frei bekommt…Warum wundere ich mich jetzt?

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