Donnerstag, 7. Juli 2011

Selbstvorwürfe...




Tag 160: Ich stehe also gestern vorm Geldautomaten, von dem ich Geld abheben wollte, weil ich mich bei meinem Joggingfreund für seine vielen Esseneinladungen mit einem Kaffee revanchieren wollte und musste. Meine Gage vom Vortag hatte ich eingezahlt, also war Geld verfügbar. Ich gebe also die Geheimzahl ein, der Geldautomat arbeitet und sagt mir dann plötzlich: „Diese Funktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung“!

Mein Herz sinkt in die Hose. Genau das hat der Geldautomat auch die letzten beiden Male gesagt, als eine Pfändung auf meinem Konto war. Oh Gott!!! Was war denn jetzt schon wieder passiert? Ich ging in meinen Kopf alles durch, was ich an Verbindlichkeiten noch irgendwie haben könnte, und fange vor allem an zu fantasieren, wie ich mich mit meinem Joggingfreund treffen würde, nur um ihm dann zu sagen, dass ich schon wieder kein Geld hätte.

Ich schwinge mich auf mein Fahrrad radele in die Innenstadt, überlege weiter was ich wohl falsch gemacht haben könnte, und komme irgendwann auf die Idee, dass nicht vielleicht ich etwas falsch gemacht habe, sondern, dass der Geldautomat evtl. kein Geld hatte.

Es war sauschwer sich da rein zu denken, denn was ich gewohnt bin ist, dass immer alles mein Fehler ist. Der Gedanke ist mir vertraut, die Schuld bei mir zu suchen.

Im nächsten Stadtteil wartete eine weitere Bank auf mich mit einem weiteren Geldautomaten und obwohl es mir nicht wirklich gelungen war das negative Gefühl, und den damit verbundenen Adrenalinrausch, abzustellen, habe ich einen weiteren Versuch gestartet Geld abzuheben. Und siehe da: Es ging! Der Fehler lag nicht bei mir, sondern bei der Sparkasse!

Und mir fiel mal wieder auf, dass ich mir offensichtlich eine ganze Menge negative Gefühle mache, einfach nur indem ich eine Einstellung pflege, die meiner Gefühlslage offensichtlich nicht gut tut. Die Einstellung dass ICH fehlerhaft und schlecht bin, anstatt die Schuld einfach erst mal bei anderen zu suchen, statt bei mir. Schuldgefühle sind nämlich nicht sonderlich förderlich!

Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist durch Gedankenkraft Geld abheben zu können, weil ich auf dem Weg zum zweiten Geldautomaten versucht habe meine Einstellung zu ändern, oder ob ich einfach grundsätzlich über empirisch bedingter Paranoia leide, aber das schlechte Gefühl ging danach mindestens noch eine halbe Stunde.

Ich hab dann überlegt, ob ich es einfach meinem Joggingfreund erzählen sollte, um mich davon zu befreien, denn der hat alles andere als Geldprobleme, also kann ich mich ruhig durch das Erzählen von meinen Problemen befreien, ohne ihm damit Probleme zu verursachen und das habe ich dann auch getan.

In gute Gefühle in Bezug auf Geld komme ich erst dann wieder, wenn ich über meine Zukunft mit Bafög fantasiere. Ich habe mich vor ein paar Tagen schlau gemacht darüber, wie viel ich als Selbstständige verdienen darf und bin dahinter gekommen, dass es dabei ja nicht um meinen Umsatz, sondern um meine Einnahmen geht. Das heißt, ich kann meine Ausgaben mit meinem Umsatz verrechnen und jegliches Geld, was ich zu viel verdienen sollte einfach investieren in diverse Rohkostartikel und habe dadurch die Möglichkeit auch das Sortiment aufzustocken! Dieser Gedanke fühlt sich gut an!!!

Und daher nutze ich jede freie Gelegenheit meine Zukunft dergestalt zu visualisieren.

Seit ich auf der Arbeit versuche weniger zu telefonieren, was ja gewünscht war, ist man auch zufriedener mit mir. „Zufällig“ habe ich gestern trotz weniger Gesprächen und weniger Abmühen, also mehr Gelassenheit, einen größeren Umsatz gemacht. Nur weil ich die Zeit zwischen den Gesprächen nutze um durch die Weltgeschichte zu fantasieren. Faszinierend aber logisch. Ich übe mich in Gelassenheit….Nicht mehr gut sein wollen, nicht mehr Leistung bringen, sondern einfach nur das tun, was die Vorgesetzten von einem wünschen. Wenn mir das mehr Zeit zum Träumen und Denken lässt, ist das auch in Ordnung…

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