Dienstag, 3. Mai 2011

Wolpi...




Tag 93: Ich habe es nicht geschafft ein Goethe-Gedicht in der Abiklausur zu visualisieren. Ich nehme an, die Zeit war zu kurz, oder es war so einfach besser. Ich bin verdammt gut darin, mich mit weiblichen Theaterfiguren auseinander zu setzen, auch wenn diese nicht von Goethe sondern von Büchner sind, und vielleicht wusste das Schicksal es einfach besser als ich. Ich gehe also erst mal davon aus.

Das heißt: Alles läuft super. Geld ist da, Wissen ist da, Rollen sind da, mein Joggingfreund ist zwar körperlich abwesend, aber auch der hat mir gestern von der anderen Seite der Welt „Viel Glück“ gewünscht. Alles absolut bestens.

Hab ich das jetzt selber so gemacht? Ich gehe auch davon aus, denn wenn ich das glaube, ist das auch so.

Aber, ich bin das nicht gewohnt. Ich nehme an, Steve Pavlina hat recht mit seiner Theorie, dass uns sein Lottogewinn völlig überfordern würde, wenn er eintreten würde und wir dadurch mehr schlechte als gute Gefühle hätten. Ich bin nämlich jetzt schon überfordert, weil es neu für mich ist in dieser Situation zu leben. Klingt verrückt, ist aber so.

Gewohnheiten geben uns das Gefühl heimisch zu sein, auch wenn sie noch so schlecht sind. Wir kennen uns damit aus. Sie sind vertraut. Schlechte Gefühle sind uns auch vertraut und sie fordern ihr Recht auf Vorhandensein ein.

Mich überkam gestern ein „Wolpi“. Das ist ein Begriff von Matt Galan Abend aus seinem Buch Die Angst ist ein seltsamer Vogel: Wie wir Ängste und Blockaden spielerisch überwinden können. Diese Angst, benennt er Wolpi. Sie sitzt in der Magengrube. Der Wolpi mag es nicht vernachlässigt zu werden. Er drängt sich durch das Unterbewusstsein immer wieder auf.

Ich habe nach Beweisen für Woplis Existenz gesucht….und keine gefunden.

Ich bin eigentlich jemand der seinen Gefühlen vertraut, aber bei Wolpi habe ich schwer das Gefühl, dass es sich hier nicht um Intuition, sondern um Neurose handelt. Somit vertraue ich auch hier wieder meinem Gefühl. Wolpi muss man gut zureden, damit er sich beruhigt und keine Aufmerksamkeit einfordert. Auch Abraham würden dem zustimmen. Sich selbst oder Wolpi gut zureden, dass alles gut ist, dass man ihn bemerkt hat und ihm danken, dass er seine Meinung geäußert hat. Dass er sich aber ruhig wieder schlafen legen kann.

Wolpi war gestern nur ein Schatten. Eine Erinnerung aus der Vergangenheit. Ein vertrauter Freund, der einem aber nicht gut tut, besonders wenn „Beweise“ existieren.

Bin ich wirklich einer von den Menschen, die Angst davor haben Gutes in ihrem Leben zuzulassen? Falls ja, gehört das geändert…

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